Das Verfahren der Mediation ist eigentlich recht einfach zu beschreiben.
Angenommen, auf einem Marktplatz, der gerade schliesst, ist der letzte Verkäufer eines Obststandes gerade dabei, seinen Stand abzubauen. Nunmehr nähern sich von beiden Seiten zwei Käufer, welche wild entschlossen sind, die letzte nicht verkaufte Zitrone zu erwerben. Zur gleichen Zeit angekommen, verlangen beide für sich diese eine Zitrone. Der Verkäufer fragt sich nun, welchem der beiden potentiellen (…ja, alte Rechtschreibung!) Käufer er die Zitrone verkaufen sollte.
Der eine behauptet für sich, zuerst da gewesen zu sein. Der andere bietet mehr Geld. Der eine verweist auf die aushängende Marktordnung, vermöge derer er das Recht habe als Mitglied des Zitronenzüchterverbandes seltene Exemplare für die Pflanzenzucht zu sichern. Der andere behauptet für sich der Stärkere zu sein… und so weiter, und so fort…
Der Verkäufer wird sich nun vermutlich schwertun, die Zitrone an einen von beiden zu verkaufen. Wäre der Obstverkäufer Mediator, so würde er fragen, wofür die beiden offensichtlich streitenden Parteien die Zitrone denn nun brauchen. Der eine würde dann sagen, er brauche den Zitronensaft für den Tee, der andere würde erwidern, er brauche eigentlich nur die Schale dieser unbehandelten Zitrone für einen Kuchen zum Aromatisieren.
Der Mediator hat, wie in der Chemie, nur die Aufgabe eines Katalysators.
Der Mediator würde dann, da die Parteien nunmehr im Begriff sind, von der sogenannten „Positionenebene“ auf ihre „Interessen- und Bedürfnisebene“ zu wechseln, diese dazu ermuntern, sich ein Verfahren auszudenken, welches es ihnen ermöglicht, eine sogenannte „Win-Win-Situation“ herzustellen, also den „Kuchen zu vergrössern“, so daß beide Parteien für sich den grösstmöglichen Nutzen ziehen können. Ich war zuerst da!… Ich habe recht!… Ich bin der Stärkere!… Das haben wir schon immer so gemacht!
Er beschleunigt die „chemische Reaktion“, nimmt an dieser als Produkt aber nicht teil. Die Lösung könnte beispielsweise darinliegen, daß zuerst die Zitrone halbiert, dann ausgepresst und sodann dem anderen die Schalen übergeben werden, oder aber zuerst die Schale abgerieben und dann das Fruchtfleisch übergeben wird. Ich brauche dies für…, Ich wünsche mir (von dir)…., Es bedeutet mir (viel)…
Auch wenn dieser Vergleich hinkt, so zeigt er doch, daß das Mediationsverfahren ein solches ist, welches es den streitenden Parteien ermöglicht, von der „Positionenebene“ auf die „Interessen- und Bedürfnisebene“ zu wechseln. Um dieses Ergebnis für die Parteien zu erzielen, bedient sich der Mediator kommunikationspsychologischer Methoden, ohne die streitenden Parteien, die sogenannten Medianten, zu manipulieren.
Klärungshelfer im Prozeß der Kommunikation
Der Mediator läßt die Parteien eigenverantwortlich ihre Interessen und Bedürfnisse wahrnehmen und artikulieren, um im Idealfall eine einvernehmliche Lösung zu finden, die beide Parteien vollständig befriedigt. Gerade dies unterscheidet das Mediationsverfahren vom außergerichtlichen oder gerichtlichen Vergleich, welcher oft nach dem Motto: „…Ein Vergleich muß beiden Parteien wehtun…“ zustande kommt, sowie vom Schlichtungsverfahren, welches den Streit von außen durch den Schlichter im Wege eines Schlichterspruches,
oder vom Schiedsverfahren, welches durch einen Schiedsspruch vom Schiedsgericht endet. Dies geschieht mittels kommunikationspsychologischer Methoden, ohne die streitenden Parteien, die sogenannten Medianten, zu manipulieren. Im Mediationsverfahren sind die Medianten Herren des Verfahrens und nehmen die Entscheidung nicht entgegen. Sie selbst bestimmen den Verlauf, die Dauer sowie den Ausgang desselben. Sie können das Verfahren jederzeit beenden. Es gibt auch Fälle sogenannter erfolgreich abgebrochener Mediationen, auch wenn dies paradox erscheinen mag.
In diesen Fällen kommen die Medianten zu dem Ergebnis, gar keine Mediation zu benötigen und stattdessen, beispielsweise in sehr streitigen erb- oder familienrechtlichen Angelegenheiten, eine (Familien-/Ehe-/Einzel-)Therapie zu beginnen oder diese dem Mediationsverfahren vorzuschalten oder aber eine völlig andere Lösung zu bevorzugen.
Wenn du es eilig hast…mache einen Umweg!
Bei der Mediation ist also der Weg das Ziel, wobei auch hier aufgrund des Prozeßcharakters der Mediation die einzelnen Stufen derselben immer wieder durchlaufen werden können, um so innerhalb des Kommunikationsprozesses dem Medianten wiederholt die Möglichkeit einer Klärung zu geben. Den Aufbau des Mediationsverfahrens, welche Stufen des Verfahrens im einzelnen zu durchlaufen sind, sowie die historische und aktuelle Entwicklung entnehmen Sie bitte den weiteren Links.